Jesaja 51,4
Move 1 - Ambitionen eines Kaisers vs. Depri-Engel
Es begab sich aber zu der Zeit, dass Augustus eine Idee hatte. Eine Volkszählung in seinem ganzen Reich. Eine groß aufgezogene Aktion mit mathematischer Genauigkeit. Das große Ziel – Frieden schaffen von Osten bis Westen, Norden bis Süden. Wenn alles analysiert sei, dann ließe sich für alles eine Lösung finden. Ende der Geschichte. Alles wird gut.
Gut... seine Berater waren geteilter Meinung. Sein Psychologe diagnostizierte ihm Narzissmus. Aber wenn so ein Kaiser sich etwas in den Kopf setzt... Auf einmal war da auch ein Engel, der sagte: "Bringt doch eh nix. In all den Jahrhunderten meines Dienstes habe ich eins gelernt: Große Ziele, größeres Scheitern. Mensch bleibt Mensch bleibt Wollen und Nicht-Können."
"Aber kennst Du nicht die Theorie mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings?", fragte ihn Augustus. "Minimaler Auslöser hier, maximale Wirkung dorten.", sagte der Engel "hübsche Idee, aber absolut unbeweisbar."
"Wollen wir beide trotzdem auf die Suche nach dem Schmetterling gehen?", fragte der Kaiser? "Wenn ein Flügelschlag für einen Tornado reicht, was braucht es dann für den gerechten Frieden" "Hit the road, Cesar.", antwortete der Engel. Und beide machten sich auf in die Provinz.
"Heidewitzka, Herr Imperator, was ein Abenteuer!"
Move 2 – Kilometer 3.513
Wochen später, Kilometer 3.513, nächste Ausfahrt Jerusalem Nord. Kurz hinter JudäaKing. Auf der Gegenspur kam ein Auto mit einem auffällig glänzenden Stern entgegen. Zisssccchhh. Augustus machte eine Vollbremsung. Beinahe hätten sie die drei Intellektuellen übersehen, die am Straßenrand wanderten. "Herodes Antipasowitsch der Große, ein übler Typ", sagte einer von ihnen und zeigte zum Sternenauto. "Wir werden niemandem hier sagen, wo das Kind ist. Alles Mafia hier." murmelte er. "Ist OK!", sagte der Kaiser, "wir suchen ja eh eher so etwas wie einen Schmetterling." Ganz unbemerkt blieb: der Engel grinste wissend.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hielten ihre Handys in der Hand. Einer checkte die Börsenkurse: sieht schlecht aus für die Öllampe. Ein anderer spielte lustlos FarmLife und der dritte seufzte und beklagte den nahenden Untergang des Morgenlandes.
"Friede sei mit Euch.", sagte der Engel. "Frieden können wir uns nicht leisten.", antwortete einer der Hirten. Augustus musste schlucken. Der Engel murmelte noch irgendwas von 'großer Freude, die allem Volk widerfahren soll...', aber da waren die Hirten wieder ganz bei sich. Stell dir vor, der Himmel jubelt und singt und keiner hört hin. Augustus startet den Motor – auf in den Süden, Engel!
Move 3 – Danke, Tanke!
An einer Tankstelle kurz vor der Ausfahrt Bethlehem machten sie eine Pause. Der Engel musste mal austreten. Da hörte Augustus das Weinen eines Kindes. Wie ferngesteuert musste er zu dem Kind. 'Imperator trifft Baby.' In einem Holzverschlag hinter der Tanke lag es, das Kind. Mutter, Vater, ein paar Alpakas und aus dem Radio ertönt leise ein Lied, dessen Titel ihm nicht einfällt. Er will den Engel suchen, aber der ist nirgends zu finden. Der wollte doch nur... Augustus beschließt, sich zu der Familie zu setzen. Nach und nach kommen die Intellektuellen mit ihren Geschenken und die Hirten auch - mit ihren Tränen in den Augen. Irgendwie ansteckend. Irgendwann beschließt Augustus, wieder nach Hause zu fahren.
Die Reise war nicht umsonst, ja, aber die Volkszählung? Wie soll in dieser Welt nur Frieden werden? Wie nur, wenn sich alle an ihre Rollen, ihre Gewohnheiten festgeklebt haben?
Nach ein paar Hundert Kilometern ertönt wieder das Lied im Autoradio. Diesmal verständlich: 'Imagine' von Lennon. Und in diesem Moment flattert ein Schmetterling neben seinem alten Ford.
Augustus versteht. Er greift zum Handy und ruft in Rom an: "Blast den nächsten Krieg gegen die Germanen ab, Jungs... Ich weiß, Varus wird toben..."
Genau so ist's gewesen. Höchstens ein bisschen anders.
Für viele Kinder ist in diesem Jahr die Zukunft unsicher geworden – für die Kinder hier, vor allem aber für die Kinder in vielen Ländern des Südens. Sie leiden besonders unter den indirekten Folgen der Pandemie.